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Sichere Softwareentwicklung: Ein Leitfaden zur Risikovermeidung und Qualitätssteigerung

Die Bedeutung sicherer Softwareentwicklung wächst rasant mit zunehmender digitaler Vernetzung. Sicherheitsvorfälle sind häufig auf komplexe Interaktionen zwischen Technologie, Prozessen und menschlichem Verhalten zurückzuführen. Daher ist es unerlässlich, dass Softwarehersteller von Anfang an Sicherheitsaspekte in ihre Entwicklungsprozesse einbinden. In diesem Beitrag werden zentrale Maßnahmen und Phasen der sicheren Softwareentwicklung vorgestellt, um potenzielle Schwachstellen zu minimieren und ein hohes Maß an Qualität sicherzustellen.

1. Planungsphase und Risikobewertung

Eine sichere Software beginnt mit einer umfassenden Planungsphase, die potenzielle Bedrohungen und Schwachstellen identifiziert, klare Sicherheitsziele setzt und ein strukturiertes Vorgehen für die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen entwirft.

  • Operative Risikobewertung: Eine fundierte Analyse der betrieblichen Risiken minimiert Schwachstellen. Diese Analyse umfasst die Ermittlung von Systemabhängigkeiten sowie die Festlegung von Sicherheitsstandards zur Gewährleistung eines stabilen Betriebs.
  • Präventive Fehleranalyse: Mithilfe einer sogenannten „Prä-Mortem“-Analyse lassen sich mögliche Fehlerquellen und Szenarien bereits vor ihrem Auftreten identifizieren.

2. Entwicklung und Testphasen

In der Programmierphase sind strenge Sicherheitsstandards unerlässlich, um Speicherfehler und unsichere Eingaben zu verhindern.

  • Speichersicherheit: Die Nutzung speichersicherer Programmiersprachen, wie Rust, kann viele Fehlerquellen ausschließen. Bestehende Projekte in speicherunsicheren Sprachen sollten eine Roadmap zur schrittweisen Umstellung bis 2026 entwickeln.
  • Schutz vor SQL- und Command-Injections: Eingaben durch Benutzer sollten nie direkt in SQL-Statements oder Systembefehle übernommen werden. Eine systematische Nutzung von parametrierter Queries und klar abgegrenzten Befehlen schützt vor schwerwiegenden Angriffen.
  • Verzicht auf Standardpasswörter: Standardpasswörter stellen ein häufiges Einfallstor dar. Stattdessen sollten individuelle, einmalige Passwörter generiert oder Benutzer zu Beginn zur Erstellung eines sicheren Passworts aufgefordert werden.

3. Interne Tests und erste Implementierungen („Dogfooding“)

Bevor eine neue Softwareversion an die Endnutzer ausgeliefert wird, sollte sie intern getestet werden. Das sogenannte „Dogfooding“ erlaubt Entwicklern, Schwachstellen in einer kontrollierten Umgebung zu identifizieren und zu beheben, bevor die Software an Kunden verteilt wird.

4. Gestaffelter und kontrollierter Rollout

Eine sichere Softwarebereitstellung erfordert eine schrittweise Rollout-Strategie. Durch die phasenweise Verteilung kann die Software genau überwacht und bei Bedarf angepasst werden.

  • Canary-Testing und Blue/Green-Deployment: Ein Rollout an eine kleine Benutzergruppe ermöglicht eine erste Prüfung der Performance. Alternativ kann das Blue/Green-Deployment-Modell eingesetzt werden, bei dem eine neue Version parallel zur alten Version läuft, bis ihre Stabilität bestätigt ist.

5. Feedback-Mechanismen und kontinuierliche Verbesserung

Eine kontinuierliche Rückkopplungsschleife stellt sicher, dass Erkenntnisse aus Fehlern oder „Beinahe-Vorfällen“ in zukünftige Versionen einfließen. Ein solcher iterativer Prozess verbessert nicht nur die Softwarequalität, sondern stärkt die Sicherheitsstandards.

6. Playbooks erstellen und pflegen

Playbooks bieten klare, dokumentierte Anweisungen für die Reaktion auf Zwischenfälle. Sie enthalten spezifische Vorgehensweisen zur Fehlerbehebung sowie Notfallprotokolle zur Minimierung von Ausfallzeiten und Risiken.

  • Vorfallserkennung und Eskalation: Eine klare Definition der Erkennungs- und Eskalationswege bei Sicherheitsvorfällen hilft, zeitnah und effizient auf solche Ereignisse zu reagieren.

7. Sicherheitsfunktionen und -anforderungen

  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): Für Produkte, die für kritische Infrastrukturen entwickelt wurden, ist MFA unerlässlich, insbesondere für Administratorkonten, um unbefugten Zugriff zu verhindern.
  • Protokollierung von Einbruchsversuchen: Produkte sollten eine Funktion zur Erfassung sicherheitsrelevanter Protokolle enthalten, damit im Fall eines Vorfalls eine gründliche Analyse möglich ist.

8. Einhaltung bewährter Sicherheitspraktiken

Softwarehersteller sollten sicherstellen, dass sicherheitskritische Updates und Patches unverzüglich veröffentlicht werden. Verzögerte oder fehlende Sicherheitsaktualisierungen können kritische Schwachstellen eröffnen und bergen besondere Risiken, wenn bekannte Schwachstellen bereits veröffentlicht sind.


Fazit: Sicherheit durch systematisches Vorgehen und stetige Optimierung

Sichere Softwareentwicklung und -bereitstellung erfordern ein strukturiertes, sicherheitsorientiertes Vorgehen. Durch die konsequente Umsetzung der hier beschriebenen Schritte können Softwarehersteller das Vertrauen ihrer Kunden stärken und die Sicherheit ihrer Produkte langfristig gewährleisten. Ein iterativer, systematischer Ansatz unter Einbeziehung von Rückkopplungen und der Vermeidung von Sicherheitsrisiken bildet die Grundlage für robuste Softwarelösungen, die im Sinne des Kundenschutzes entwickelt werden.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT-Recht)

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Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT-Recht)

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